Ein Xf08 - oder was macht man mit einem Roco G10?
Das Vorbild:
Die
X-Wagen - also die Arbeitswagen - wurden aus altbrauchbarem
Material hergestellt. Sie mußten billig sein, da sie nur
für
interne Zwecke der Bahnverwaltungen eingesetzt wurden. Die Arbeitswagen
entstanden also aus dem, was man gerade hatte. Somit gab es sehr viele
verschiedene Arten von ihnen. Eine Vereinheitlichung konnte es hier
nicht geben, da überwiegenderweise ältere Wagen
verwendet
wurden. Natürlich wurden die Wagen gewissen Regularien
angepaßt.
Insbesondere
in den 1940er Jahren erlangten die X-Wagen ohne Bordwände eine
gewisse
Bedeutung durch die Militärtransporte. In der Nachkriegszeit
wurden sie oft für Automobiltransporte verwendet.
Unzählige
Käfer und Bullis kamen so zu den
Überseehäfen.
Aussagekräftige
Bestandszahlen gibt es nicht. In den 1950er Jahren
versuchte man die Bestände zu erfassen. Auch die Wagen
ausländischen Ursprungs wurden separat erfaßt. Zu
einer
Umzeichnung auf die neuen UIC-Nummern gelangten nicht mehr viele Wagen.
Die Gattungszeichen:
X = Arbeitswagen
f = Flachwagen
l = Ladelänge über 8m
m = Ladegewicht 20t
mm = Ladegewicht über 20t
o = feste Bordwände höher als 40cm
t = Seitenwände klappbar, Stirnwände entfernbar, zum
Teil Bodenklappen
Als Xf 08 wurden Anfangs fast alle derart hergerichteten Wagen
eingereiht. Erst Mitte der 1950er Jahre wurde die Bauartnummer 90
für Wagen osteuropäischer Herkunft
eingeführt.
Ab etwa 1957 wurde genauer unterteilt:
90 = polnische Wagen
91 = bulgarische Wagen
92 = rumänische Wagen
93 = tschechische Wagen
94 = unbekannte Herkunft
Bauarten mit einheitlichen Abmessungen waren nur Xltmm 33, Xlm 57
(Umbauwagen) und Xlm 36 (Umbauwagen). Ein großer Teil der aus
ehemaligen Drehschemelwagen hergerichteten X 05 war mehr oder weniger
einheitlich.
Das Datenblatt:
Tja,
das geht nun wirklich nicht.
Die Xf-Wagen wurden aus vielen verschiedenen
Spenderwagen gebaut. Somit
differieren auch die üblichen Daten sehr stark. Für
den
Modellbauer ist hier vieles möglich.
Das
Modelle:
Von
Tillig gabs mal
einen Xf08 auf dem Untergestell des O10. Dies ist brauchbar. Ansonsten
gibts nicht wirklich viele passende Modelle von Arbeitswagen. Nun, das
kann
man ja ändern.
Das Ausgangsmodell:
Noch
sieht der Roco G10 einigermaßen brauchbar aus. Der
Wagenkasten
ist gut graviert, freistehende Griffstangen, ein gutes Fahrwerk - das
paßt schon. Vor allem, wenn man den recht günstigen
Preis
des Roco-Modells betrachtet.
Das Dilemma offenbart sich erst, wenn man den sehr guten Brawa-Wagen
daneben stellt. Und nun kommt die Ernüchterung.
(Alle anderen G 10-Modelle betrachte ich hier nicht, denn sie sind zu
alt um sich mit dem Brawa-Wagen zu messen).
Der (neue) Roco G10 ist
für die Tonne:
Links
der Brawa-Wagen, rechts der von Roco. Der Roco G10 ist etwa 2mm zu
hoch. Außerdem ist die Dachwölbung zu flach geraten,
da die
Seitenwände 1,5mm zu hoch sind. Diese
eklatanten Fehler lassen alles andere verblassen. Was Roco hier gemacht
hat, ist nicht nachvollziehbar. Eine Neukonstruktion hätte
solche
gravierenden Fehler nicht haben dürfen.
Glücklicherweise hat
Brawa es richtig verstanden, und ein maßstäbliches
G10-Modell gebaut. Der ist zwar doppelt so teuer wie der Roco-Wagen,
aber sieht aus wie ein G10.
Fazit: Der Roco G10 ist absolut unbrauchbar.
Doch, nun ist er ja mal vorhanden. Was macht also der Modellbauer
damit? Na ja, so ziemlich das Gleiche, was das Vorbild gemacht hat:
Einen Xf-Wagen daraus machen.
Der Umbau:
Hier
ist der nutzbare Teil des Roco G10 zu sehen. Aber auch der wird noch
Federn lassen müssen. Ist nämlich immer noch zuviel
dran.
Fast alle Xf 08 hatten keine Bremse.
Also wird die Bremsanlage
herausgesägt. Dies geschieht großzügig,
denn die Bremsanlage
kann unter anderen Modellen (z.B. GFN Om12) wieder verwendet werden.
Der Xf 08 ist auf Grund des wenigen Materials ein Leichtgewicht,
deshalb werden die entstandenen Hohlräume später mit
Blei
gefüllt, und die fehlenden Träger durch
Polystyrolprofile
wieder angebaut.
So,
nachdem auch die Bremsbacken entfernt sind, bleibt ein recht nacktes
Fahrgestell übrig. Erschreckend, wie wenig man von einem Roco G 10
gebrauchen kann. Aber das was übrig bleibt, ist gut.
Hier zeigt sich der erste umgefrokelte
Wagen mit denen, die es noch vor sich haben. Auf einem Bein kann man
eben nicht stehen.
Die Wagen sind unterschiedlichster Herkunft, auch Dänen sind
dabei. Es sind aber alles die gleichen Fahrgestelle und somit
für
Xf 08 verwendbar.
Hier
noch der erste fast fertige erste Wagen kurz vor dem
Lackieren. Es ist einer der seltenen Wagen mit Bremsanlage.
Das
ursprüngliche Gewicht des Fahrgestells lag bei 15g, dank des
Bleibodens und zusätzlich von unten eingebrachten
Bleistückchen kommt der Wagen nun auf immerhin 55g
Dienstgewicht.
Das ist noch nicht überheblich, aber immerhin ausreichend
für
einen sicheren Betrieb.
Hier
sind die mit einem Elektronik-Schraubendreher 0,4x2,5mm eingeritzten
Fugen zu sehen. Der Abstand beträgt 2mm. Nach dem Einritzen
wird
der Bleiboden mit einem Handschleifer mit Schmirgelpapier mit
Körnung um 120 abgeschliffen. Das entfernt die Grate durch das
Ritzen mit dem
Schraubendreher.
Die Lackierung:
xx
Die Beschriftung:
Die gebremsten Wagen waren zwar recht selten, aber bei der Anzahl der
umzubauenden Wagen kann ja mal einer mit Bremse bleiben. Hier nun die
Beschriftung für den typischen leitungswagen. Die
Wagennummer habe ich alternativ in
Rahmenbeschriftungsgröße
wie auch in der Größe der Seitenwandanschriften
erstellt.
Beides gabs. Alte Fotos ansehen hilft.
Die Beschriftungen erstelle ich selbst und lasse sie bei Andreas
Nothaft erstellen. Nähere Informationen auf der
Modellbau-Startseite unter individuelle
Modell-Beschriftungen erstellen.
Natürlich haben die Beschriftungen Macken. Ich habe das
Gewicht
der Wagen geschätzt, die Untersuchungsdaten sind frei
erfunden,
und ich weiß nicht, ob das AW Lingen X-Wagen untersucht hat.
Ist
mir aber egal, denn die Modellbahnhersteller machen oft noch
eklatantere Fehler. Außerdem sehen die Beschriftungen stimmig
aus. Das Lastraster beim Leitungswagen ist noch verkleinert vorhanden,
sonst paßt es nicht an den Langträger des
Roco-Spenderwagens. Auch die Strichstärken sind teilweise zu
dick,
Zugeständnisse an den Druck müssen sein. Was
nützt mir
eine maßstäbliche Strichstärke, wenns nicht
mehr
gedruckt werden kann? Kompromisse eben überall - was solls?
Das Ergebnis:
xx
- Kann sich sehen lassen.
Sieht schick aus, und kann nun endlich bei FREMO-Treffen eingesetzt
werden.
Quellenangaben:
Stefan Carstens Güterwagen Band 5, Miba-Verlag 2008.