Achtung: Der Umbausatz ist tatsächlich in die Neuauflage gegangen. FREMO sei Dank!
Wieder lieferbar!
Ein neues Sprengwerk für den Villach/Linz – ein Umbausatz für den Liliput-Wagen
Etwas Geschichte:
Bereits in Miba Nr. 4 Dezember 1948 wurda als Bauplan des Monats ein Villach vorgestellt. Man bat um Fotos von fertigen Modellen. Diese frühe Veröffentlichung beweist, daß gerade der Villach eine modellbauerische Herausforderung ist.
Die Ausgangslage:
Ich habe auf diese Feststellung hin erstmal die bekannten Reichsbahn-Zeichnungen eingesehen. Ein paar Messungen und Vergleiche ergaben wirklich, daß das Sprengwerk von Krüger nicht ganz paßt – schade eigentlich:In der Mitte ist deutlich die zu große Höhe des Krüger-Sprengwerkes zu sehen. In den beiden Vergleichsfotos oben mit Original-Sprengwerk von Liliput und daneben mit dem Krüger-Sprengwerk ist genau dieser Fehler zu sehen.
Um es jetzt genau zu wissen, fehlte noch die Stirnansicht. Hier ergibt sich rechnerisch eine Abweichung von satten 1,96 mm!
Da aber auch nun mal Zeichnungen nicht immer die Wahrheit sprechen – bzw. auch nicht immer alles nach Zeichnungen gebaut wurde oder die erhaltenen Zeichnungen nur einen Projektstatus zeigen, blieb nur noch die Möglichkeit der eigenen Vermessung. Und nun ging etwas los, was im normalen Modellbauerleben wirklich nicht so einfach ist: Woher einen möglichst originalen Villach nehmen? Güterwagen sind bei den meisten Museumsbahnen im Internet kaum präsentiert. Schade eigentlich. Und dazu kommt auch noch, daß sich die Wagen der Kriegsbauarten wegen der damals notwendigen Sparbauweise bei den Eisenbahnen nicht so wirklich lange im Dienst behaupten konnten. Es sind also wenige Linz/Villach überhaupt zu Museumsbahnen gekommen.
- Die Eisenbahnfreunde Traditionsbetriebswerk Staßfurt e.V. www.efsft.de haben einen Villach in Aufarbeitung.
- C. Kettner stellte mir Fotos eines in Dresden abgestellten Villach zur Verfügung – es ist aber nicht bekannt, ob der Wagen noch existiert.
- An den DB-AutoZug Verladungen sollen als Rampenwagen Villach-Fahrgestelle verwendet werden.
- Beim DB-Museum Koblenz ist ein Villach vorhanden.
- An der Getreideverladung in Rostock-Seehafen werden zwei Villach-Fahrgestelle als Zwischenwagen an der Spillanlage verwendet, davon einer sogar noch mit Rollenlagern. Also los!
Die Getreideverladung in Rostock-Seehafen 24.07.2010
Die Übersichtsaufnahmen zeigen die Gtreideverladung und auch den Grund der Zwischenwagen an der Spillanlage – das Drahtseil endet vor den Weichen – die fehlende Länge überbrückt man einfach mit den Zwischenwagen. Und so konnten sich zwei Villach halten. Hier Details des ersten Wagen mit Rollenlagern:
Ich habe hoffentlich alle erforderlichen Maße an den Wagen genommen. Nun steht die Konstruktion des Ätzteils an. Dies wird nicht ganz so einfach, weil das Liliput-Fahrwerk auch seine Macken hat. Ein 100% maßstäbliches Sprengwerk geht nicht, sonst müßte man auch das Fahrwerk komplett neu bauen.
Ich habe nun versucht, das neue Sprengwerk an den Liliput-Wagen anzupassen. Das ist gar nicht so einfach, weist der Liliput-Wagen doch eklatante Fehler im Fahrwerksbereich auf. Auch wenn sie fast nicht sichtbar sind, so fallen doch die x-förmigen Diagonalversteifungen unangenehm auf, die einfach zu dick sind. Beim Vorbild sind sie erheblich kleiner. Dazu kommt die eigentlich nur angedeutete Bremsanlage, mit dem Vorbild hat sie nicht viel gemein. Aber was solls – ein neues Sprengwerk soll den Wagen schöner machen.
Krüger hat neben den Maßabweichungen dem Sprengwerk einen beim Vorbild nicht vorhandenen Obergurt verpaßt. Dies mag aus Gründen der Stabilität richtig sein. Wenn man nun jedoch einen anderen Weg beschreitet, und das Sprengwerk direkt am Wagen montiert, sollte sich dieser Obergurt vermeiden lassen – meine ich. Natürlich wird die Montage dadurch nicht einfacher, aber auch nicht wesentlich schwieriger. Ich habe deshalb das neue Sprengwerk mit nach oben offenen Streben erstellt, um dem Vorbild näher zu kommen.
In der Praxis heißt dies, daß das Ätzteil extrem empfindlich ist. Es ist sehr vorsichtig an den Liliput-Rahmen anzupassen und dann zu verkleben oder zu verlöten. Um mir einen ersten Überblick über meine Zeichnung zu machen, hier erste Ergebnisse in Papierform:
Das (Papier)-Sprengwerk paßt einwandfrei in die Liliput-Löcher am Rahmen. Die drei Bauteile greifen in der Mitte perfekt ineinander. Und ganz deutlich ist am dritten Bild die im Vergleich zum Krüger-Sprengwerk (Bild oben) die deutlich vorbildlichere Bauhöhe zu sehen. Die auf dem Papier noch angedeuteten dünnsten Obergurte fallen beim Ätzteil komplett weg.
Zusätzlich werden in den Ätzteilesatz kommen:
- Aufdopplungen der Stirnwandstützen zum Doppel-T-Profil,
- neue Eckstützen, die beim Liliput-Modell sind deutlich zu dick,
- Bremsumstellhebel je Seite in richtiger Ausführung (die sind verschieden),
- Lösezüge,
- großer und kleiner Stirnwandtritt,
- die Revisionstafel, Trittstufen,
- Griffstangen, Kupplergriffe und Seilösen.
Hier das Ätzblech aus 0.2 mm Neusilber (Abbildung im Vergleich zum zweiten Ätzblech verkleinert):
Und hier das weitere Ätzblech aus 0.3 mm Neusilber:
Weil die Griffstangen für die Eckstützen aus 0.2 mm Ns zu dünn bzw. rechteckig geworden wären, gibt es sie nun aus 0.3 mm Ns.
Am Liliput-Fahrgestell kann man auch recht schlecht Kupplergriffe anbringen, das Bohren in Metall ist nicht jedermanns Sache. Deshalb gibts ein Ätzteil, welches man unterkleben kann. Die Seilösen sind in zwei Ausführungen dabei, beim Vorbild gab es Seilösen, die auf der Ecke angebracht waren, und solche die etwas zurückgesetzt waren. Einfach die nicht benötigten Seilösen abtrennen. Die passenden Holztritte sind auch dabei.
Die Bauanleitung (fast fertige Vorabversion) gibts hier:
Werklok des AW bei Überführung der Umbaufahrzeuge gesichtet!
Dem Fotografen gelang ein Zufallstreffer an der freien Strecke. Hier ist die neue Werklok des AW Lingen nach erfolgreicher Fahrwerks-HU beim AW Gräler zu sehen. Die Lok trägt noch die alte Beschriftung. Auch DB-Laternen will das AW Lingen noch anbringen.
Es muß sich um einen der ersten Einsätze der Lok handeln. Daß hier nun gerade die neu angeschafften Villach am Haken hängen, ist schon Fotografenglück.
Das AW Lingen hat eine größere Menge an aufarbeitungswürdigen Villach aus österreichischen Altbeständen günstig erworben. Die Wagen haben extra für die Überführung ins AW Lingen einen unauffälligen grünen Anstrich ohne Beschriftungen bekommen. Die Überführung von Österreich besorgte ein durch das EVU der Papierfabrik beauftragtes Logistikunternehmen, ab dort hat das AW Lingen die Wagen mit der neuen Lok abgeholt. Diese Überführung wurde für Einstellarbeiten am überholten Fahrwerk der Lok genutzt. Das durch das AW Gräler eingebaute Wipplagerfahrwerk überzeugte bei jeder Gleislage.
Die Wagen sollen im AW Lingen mit eigenen Bauteilen aufgearbeitet werden, um den EUROP-Park der DB zu verstärken. Insbesondere das Sprengwerk ist den heutigen Anforderungen nicht mehr gewachsen.
Das AW Lingen möchte mit den Umbauwagen zeigen, daß die österreichischen Villach noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Die Fahrzeuge haben trotz Mängeln im Bereich der Bremsanlage, falschen Radsätzen und mäßigen Laufeigenschaften sicher das AW Lingen erreicht. Man begann sofort mit der kompletten Zerlegung der Wagen in alle einzelnen Baugruppen. Verwendbare Bauteile werden überholt, andere durch neue Ätzteile ersetzt.
Schneller als ich war mein FREMO-Kollege Dirk:
Dirk hat folgende Umbauten gemacht:
- Umbausatz #303 vom AW Lingen
- Signalhalter von Reitz
- Zettelhalter zum öffnen von Weinert
- OBK-Kupplung von Michael Weinert aus Hamburg
- RP 25 finescale Radsätze von Luck
- Boden im Wagen aus Walzblei mit Holzleisten
- Neulackierung
- Beschriftung DR Ep. III von Andreas Nothaft.
Es fehlen noch farblich abgesetzte Bremsumstellhebel. Sehr schön ist hier die filigrane und vor allem richtige Ausführung des Sprengwerks zu sehen. Die Zurüstteile, hier insbesondere die neuen Stirnwandsäulen, tragen erheblich zum besseren Aussehen das Villach bei.
Einen schönen Umbaubericht findet ihr bei Ingo:
Villach-Umbau der Merziener Privatbahn
Der Villach mit Bremserhaus – eine offene Baustelle…
Das Bremserhaus des Liliput-Villach hat zu kleine Fenster und der Kurbelkasten ist zu klein. Die Trittstufen der Bremserbühne stammen vom Linz und sind falsch. Die Handräder der Feststellbremse haben am Villach nichts zu suchen. Ein Villach mit Bremserbühne bleibt aufwendig.
Bremserhaus von Piko
Ersatz kann man unter Verwendung des Piko-Bremserhauses von den Kesselwagen schaffen. Bei diesem ist dann allerdings das Bühnengeländer zu niedrig. Leider ist das Bauteil bei Piko nicht als Ersatzteil erhältlich (Information der Piko-Kundenbetreuung vom 04.02.2011). Es bleibt da nur der (preiswerte) Kauf von alten Modellen als Ersatzteilspender.
Bremserhaus von Märklin
Grob vermessen ist das Märklin-Bremserhaus zu tief. Es hat eine Breite von 9 mm, das sind 783 mm beim Vorbild. Für eine 700 mm Bühne ist das etwas zu viel. Ich habe das noch nicht genau nachvollzogen, Märklin bastelt das Bremserhaus zweiteilig um des bestehende Bremserbühnengeländer herum. Vielleicht ist das Bremserhaus deshalb zu dick.
Bremserhaus von BV-Model
Interessant erscheint das Kleinserien-Bremserhaus von BV-Model (CZ) www.bvmodel.cz. Ich habe mal einfach welche bestellt.
Visionen?
Vielleicht baue ich ja noch eine komplett neue geätzte Bremserbühne. Das braucht allerdings noch etwas Zeit. Laßt euch überraschen.
Quellenangaben:
- eigene Vermessungen und Fotos
- Güterwagen Band 3: Offene Wagen / Stefan Carstens und Hans Ulrich Diener / VGB VerlagsgruppeBahn 2001
- Skizzen der DRG