Milchkesselwagen Tkkmhs 53 der Moha

Milchtransport mit der Eisenbahn

Milch wurde bei der Bahn auf zwei Arten befördert:

  • In Kannen als ‚Stückgut‘ in speziellen Umläufen. Dazu waren wärmeisolierte gedeckte Güterwagen erforderlich. Spezielle Regale sicherten die Kannen gegen verrutschen und umfallen. Diese Wagen entsprachen nicht den üblichen Kühlwagen, sie waren mit speziellen Regalen und zusätzlichen Lüftungsschlitzen versehen worden.
  • Hier gab es den Geh Hannover, Gh 05. Es handelte sich um ehemals bayrische Wagen, die für den Milchverkehr in Bayern im Einsatz waren. Diese Wagen hatten Regale. Außerdem hatten Sie stinrseitig Lüftungsschlitze, die zur Kühlung der Milch während der Fahrt dienten.
  • Es wurden auch noch Geh 20, ein Derivat der Gr 20 beschafft. Dazu gab es mal in einem älteren Eisenbahn-Journal einen Artikel von Herrn Hufnagel.
  • In Einzelfällen wurde Milch auch in Packwagen transportiert. Zumindest in den isolierten Wagen, wurde die Milch durch einen auf die Kanne gelegeten Eisblock gekühlt (Ist nicht sicher, evtl. nur in den USA).
  • Die AKN (Altona-Kaltenkirchen-Neumünster) hat 1898 zwei Milchwagen (101+102) bei Waggonbau Görlitz beschafft. 1906 drei weitere (103-105) und 1912 einen weiteren (106). 1917 folgte dann noch ein Wagen von der HAWA (107). Zumindest Wagen 103 war bei Ablieferung weiß lackiert. Die Wagen waren von der Konstruktion her eher normale G(w)-Wagen mit nur 10 t Ladegewicht. Im Bahnhof Altona AKN gab es eine spezielle Milchbühne, sehr wahrscheinlich zur Entladung.
  • Laut Stefan Carstens Güterwagen Band 2 wurden auch aus wenigen Tns 31 Milchwagen mit 4 Eisluken und 2 Milchbehältern gebaut. Diese Wagen waren nur sehr kurz im Bestand.
  • In speziellen wärmeisolierten Kesselwagen. Für diese Wagen wurden spezielle Umlaufpläne erstellt, sie wurden in fast allen Zügen, vom Güterzug bis zum D-Zug, befördert. Betrieblich wurden sie wie Kurswagen behandelt.

Die Tkkmhs 53

Die Tkkmhs 53 hießen ursprünglich EKW 51. Dazu siehe Foto in Stefan Carstens Güterwagen Band 2 Seite 113. Wahrscheinlich gehörten sie auch alle der Moha Frankfurt. Es gab aber angeblich auch Wagen, die nach Hannover (-Berlin) fuhren.
Gebaut wurden von Graaff in Elze 1952 insgesamt 20 Wagen mit einem Eigengewicht von 12t. Die Aluminiumkessel wurden von Schmidding in Köln und der AG Weser in Bremen hergestellt. Die Isolierung stellte die Fa. Willich aus Elze her, sie bestand aus Kork und Kunstharzschaumstoff und war 100mm dick. Die Wagen hielten Temperaturdifferenzen von +-2 Grad Celsius über 15 Stunden. Da der Kessel in der Mitte geteilt ist, haben die Wagen auch zwei Einfüllöffnungen und zwei Ablaufrohre. Alle Wagen hatten eine Bremserbühne.
Wegen der Beförderung in Personenzügen hatten die Fahrzeuge eine Dampfheizleitung. Einige wurden später zusätzlich mit elektrischer Heizleitung ausgestattet.

Technische Daten:
DB-Zeichnungsnummer: Fwg 2002.01.1
LüP: 8740 mm / 8800 mm
Achstand: 4500 mm
Kesseldurchmesser außen: 2200 mm
Lastgrenze A/B/C: 20t     S: 20t     Höchstgeschwindigkeit: 100 Km/h
Eigengewicht: 12.000 Kg
Bremsbauart: Hik-GP
Laufwerk: Doppelschaken und Rollenlager

Anstrich:
Aufbau in RAL 9002 grauweiß oder Aluminium
Fahrgestell in RAL 9005 tiefschwarz

Die wichtigsten Daten für die FREMO-Wagenkarte:
Gattungsbezeichnung: Ep.II — / Ep.III Tkkmhs / Ep.IV Uhqrs
UIC-Typ: U
Beschreibung: wärmeisoilierter Milchkesselwagen
LüP: 8,74m/8,80m
Achstand: 4,5m
Nutzulast: 20,0t
Ladelänge: —
Ladefläche: —
Ladevolumen: 20m3
Ladehinweise: Ladegut: Frischmilch

zwischendurch ein bißchen Moha-Geschichte:
Die Geschichte der einst großen Moha läßt sich heute nur noch schwierig nachvollziehen. Die heutige Moha besitzt keine Unterlagen mehr zu ihren damaligen Kesselwagen. Leider ist das heutzutage so, daß Unternehmen ihre Geschichte einfach wegwerfen.
Osthafen:
Die Moha hatte ihren Hauptsitz im Frankfurter Osthafen. Daher kommt auch der Name: Molkereigenossenschaft Osthafen.
1985 wird der Firmensitz nach Hungen in Hessen verlegt.
Sossenheim:
1951 wird der Milchhof Sossenheim der Milchversorgung Frankfurt (Moha) als eine der modernsten Anlagen Europas eingeweiht.
Anschrift ist die Kurmainzer Str. 111-153 in Frankfurt/Main-Sossenheim. Auch eine große Herstellungsanlage für Eiscreme beffindet sich auf dem weitläufigen Werksgelände.
1986 In der Nacht zum 04.04.1986 brannte die erst 1981 gebaute Lagerhalle für Verpackungsmaterial ab. Es wird Brandstiftung angenommen. Die Moha stellt die Produktion in Frankfurt-Sossenheim ein.
1993 wird das Werksgelände wurde nach Abriss des Milchhofes mit der Großwohnsiedlung „Westpark“ neu bebaut. Die Moha war in Frankfurt Sossenheim der einzige nennenswerte Industriebetrieb.

Beispiele für Milchwageneinsätze:

  • 1953: Ng Wüsting (bei Oldenburg) – Bremen, D 176 Bremen – Frankfurt (Nachtzug Cuxhaven – Frankfurt) als zweiter Wagen zwischen Post -u. Packwagen, ab Hannover als erster Wagen, Übergabe Frankfurt Hpbf – Frankfurt-Höchst weiter nach Sossenheim.
  • 1956: D 176 Bremen – Hannover, D 76 (Kiel – Lindau) Hannover – Bad Nauheim, P 1504 Bad Nauheim – Friedberg/H. – Bad Homburg – Frankfurt-West nach Frankfurt-Höchst.
  • 1956: E 502 Frankfurt – Heidelberg (ein Tkkh lief weiter nach Ulm, der zweite nach Augsburg).
  • 1956: Dm 80637/38 Berlin-Lichterfelde West – Bremerhaven und zurück (Schnellzug der US-Army). Die Milch war vermutlich zur Versorgung West-Berlins. Der Zug wurde von einer 50er gefahren, einem Zeitzeugen nach am Wochenende auch mal von einer V90.
  • Im Sommerfahrplan 1955 (damals hieß der Zug noch Db 80671/80672) wurde der Zug von Hannoveraner 03 (der Zug begann und endete in Hannover) bis BS befördert, dort wurde beim „Kopfmachen“ auf 41 vom Bw Braunschweig Hbf umgespannt. Die Rückleistung erfolgte in umgekehrter Reihenfolge.
    Interessant ist auch der Db 80641/80642 (Mainz-Ffm-Kassel-Göttingen-Helmstedt-Berlin), die Hinleistung wurde im Abschnitt Göttingen mit 41 vom Bw Göttingen Pbf befördert, die
    Rückleistung von Helmstedt bis Göttingen mit 38.10 des Bw Helmstedt.• 1959: mit dem „Heckeneilzug“ E579 Frankfurt/M. – Gießen – Kassel – Hildesheim – Celle. Vermutlich war der Milchkesselwagen ab Kassel in den Zug eingestellt.
  • ca. 1963: von der Steinhuder-Meer-Bahn (Rollbockverkehr) mit normalen Kühlwagen nach Hannover (Buch zur SMB Verlag Kenning).
  • 1963/64: D76, Kiel – Hmb=Altona – Hannover (-Lehrte) – Hildesheim – Kassel -Gießen -Frankfurt(M) – Heidelberg – Stuttgart – Ulm – Friedrichshafen Stadt – Lindau, Abschnitt (West-) bzw. (Wüst-) Hmb=Altona – Frankfurt (-Stuttgart), aus E642, weiter im 1506, 2 Tkkh, nur S/nS, Zugende.
  • 1963/64: E621 Bentheim (7:13 ab) – Löhne (9:13/9:21) – Hannover (10:42/11:02) – Braunschweig (11:56/12:06) – Helmstedt (12:41 an), der Wagen ist in Braunschweig abgehängt worden. Braunschweig-Helmstedt nur an Werktagen.
  • 1963/64: Expr. 3004 Hamm – Dortmund – Oberhausen – Düsseldorf – Neuß -Köln – Bonn -Mainz – (L’hafen Kurve) – Mannheim – Heidelberg – Stuttgart, Abschnitt (Bohmte-) Neuss (-Ffm=Höchst), aus 2240, weiter im Expr. 3006, Mo/Di bis Fr/Sa, Zugmitte.
  • 1963/64: Expr. 3006 Neuß – Köln – Mainz – Frankfurt(M) – Hanau – Würzburg – Nürnberg, Abschnitt Neuss (-Ffm=Höchst), aus Expr. 3004, weiter in Üg 17489, Di bis Sa, ab Neuss an 2. Stelle hinter einem MD laufend, ab Köln fast am Zugende laufend.
  • 1963/64: Expr. 3026 Hannover – Kassel – Gießen – Hanau – Frankfurt(M), Abschnitt (Wüsting-) bzw. (Westerstede-) Hannover-Frankfurt (-Ffm=Höchst), aus E642, weiter in Üg 17489, täglich ausser Sa/So.
  • 1963/64: Expr. 3053 Mönchengladbach – Krefeld – Duisburg – Oberhausen – Dortmund – Hannover, Abschnitt Krefeld-Hannover, aus 2855/3054, weiter im E621, nur Di/Mi.
  • 1963/64: Expr. 3054, Hannover – Dortmund – Oberhausen – Duisburg – Krefeld – Mönchengladbach, Abschnitt Hannover-Mönchengladbach (-Krefeld), aus E518, weiter in 2855/3053, nur Fr/Sa.
  • 1965: Laut Zp AR für Schnellzüge, Sommerfahrplan 1965 fuhr  Dm 80671 von Braunschweig (15:52) über Helmstedt (16:22 bis 16:35) nach Berlin Charlottenburg (20:01).
    Die Rückleistung Dm 80672 ab Berlin-Charlottenburg (9:22), Helmstedt (12:35 bis 12:45), Braunschweig (13:11). Das Zugpaar fuhr täglich ausser 25.12., Last 500 t. Reihung Laufweg BS-B: WR, BD4üm, WR, B4ü, B4ü, A4üm, A, Tkkh. Bei der Rückleistung lief der Tkkh am Zugende. Die beiden WR und der A sind als „britMil“ gekennzeichnet .<Der Tkkh lief Mittwoch nach Berlin (kam aus E621) und Freitag retour (weiter im E518). Der A ist als Funkwagen ausgewiesen. Das sind die einzigen Schnellzüge für Briten im Sommer 1965.
    Dieses Zugpaar fuhr übrigens auch schon im Winterfahrplan 1956/57, allerdings von Hannover nach Berlin. Eine genauere Ortsangabe gibt der Zp AU ebenso wie eine Angabe über die Benutzer nicht her.
    1970 ging’s ein bisschen flotter: Dm 80671 Braunschweig (15.54) Helmstedt (16:21 bis 16:33) Berlin-Charlottenburg (19:54). Reihung: A (Funkwagen), BDm, WR, (WR bei Bedarf), B, B, Am, Uhrsv (Mittwoch).
    Die Rückleistung Dm 80672 ab Berlin-Charlottenburg (9:15) Helmstedt (12:31 bis 12:41) Braunschweig (13:07). Reihung: Am, B, B, WR, BDm, A (Funkwagen), (WR bei Bedarf), Uhrsv (Freitag). Interessant ist, dass anscheinend der Milchwagen weiterhin fuhr, obwohl
    1968 das letzte Einsatzjahr gewesen sein soll ?!
  • Die Milchkurswagen wurden in Frankfurt in einer Übergabe mit anderen Kühlwagen in einer Übergabe zum Moha-Werksgelände gefahren. Zu beachten ist, das in den Reisezugbildungsplänen diese Wagen als Tkkh bezeichnet wurden, während in den Güterzugbildungsvorschriften die Abkürzung Mk für Milchkesselwagen verwendet wurde.

 

Fotos von Milchwagen

Fotos gesucht! Wer kann helfen? Leider sind Fotos vom Betriebseinsatz der Milchwagen sehr selten. Gerade aus der Anfangszeit der Milchkurse fehlen Bilder, vor allem von Milchwagen in Schnellzügen.

Hier ein Werkfoto des 099500 zu sehen. Der EWagen ist von Graaff in Elze gebaut worden und ist um 1952 bis 1953 entstanden.

Hier ist der Wagen 329901 zu sehen. Die Aufnahme entstand in der 1960er Jahren in Nordhorn. Er wird hier gerade von der D 12 (MaK240B) in Nordhorn bereitgestellt um dann in Hestrup an der dortigen Molkerei gefüllt zu werden.
Foto mit freundlicher Genehmigung Archiv Foto Zahn, Nordhorn

Der Wagen lief dann als Milchkurswagen im Fahrplanjahr 1963/64 mit dem E621 von Bentheim nach Hannover. Laut Augenzeugenberichten fuhr er aber nach Frankfurt. In jedem Fall aber wurde der beladene Wagen mit einem Esslinger-VT der Bentheimer Eisenbahn als Personenzug nach Bentheim gefahren.

Foto hierzu siehe in Ludger Kenning/Klaus Wilmsmeyer: Die Bentheimer Eisenbahn Verlag Kenning 1987, S. 20. Gezeigt wird ein Esslinger-VT am 27.7.1954 in Bentheim-Nord. Am Zugschluß läuft der Milchkurswagen mit.

Laut Kenning/Wilmsmeyer gab es diesen Verkehr von 1953 – 1963 mit dem Lauf Hestrup – Bentheim – Gronau – Frankfurt/M. Der Wagen wurde vom VT aus dem Anschlußgleis der Molkerei abgeholt; dieses Manöver konnte täglich um die Mittagszeit beobachtet werden.

Die jetzt entstandenen Widersprüche sind noch nicht geklärt. So richtig zusammen passen mögen die beiden Dinge nicht. Stimmen wird jedenfalls, daß von Hestrup aus ein Milchkurswagen verkehrte.

Das Bild zeigt die Verladung von Milch vom Lkw in einen Tkkmhs 53. Das Foto aus den 1950er Jahren ist an einem unbekannten Ort entstanden.
Foto Dr. Wolff & Tritschler, Frankfurt/M, entnommen aus: Lebensadern der Wirtschaft – ein Bildwerk von Gütern auf Gleisen. Herausgeber: Deutsche Bundesbahn – Athenäum-Verlag Bonn 1959.

Im Eisenbahn-Journal Sonderheft: Die Eisenbahn in Frankfurt S. 74 finden sich zwei Fotos mit Moha-Wagen. Zu sehen ist die Übergabe mit 55 2817 im Februar 1957 mit zwei Moha-Wagen, einem älteren Milchwagen mit drei querliegenden Tanks sowie fünf Kühlwagen auf dem Weg durch Frankfurt-Höchst zur Moha.
Auf dem zweiten Bild sind insgesamt drei Moha-Wagen auf dem Werksgelände der Moha in Frankfurt-Sossenheim um 1965 zu sehen. Ein Wagen ist der 329313. Am linken Bildrand sind drei Kühlwagen zu sehen.

Modelle von Milchwagen:

  • Märklin hatte mal einen wärmeisilierten Wagen der Säuglingsfürsorge Berlin in Ep. I. im Sortiment. Der ist bildlich belegt, das Modell paßt nicht ganz, kommt dem Vorbild aber recht nahe.
  • Trix hatte 1995 eine Sonderserie mit zwei Milchkesselwagen im Sortiment, sie gehörten der Frankfurter Moha, waren aber leider einfach nur umbeschriftete Mineralölkesselwagen mit viel zu glänzendem Kessel. Die Leitern waren auch falsch.
  • Krüger-Eisenbahnmodellbau, Finkenstraße 10, 35232 Dautphetal, stellte zur Messe 2000 ein tolles Modell des Tkkmhs 53 auf Fleischmann-Fahrgestell vor. Tkkh 53,  Wagennummer 329 917, Tkkmhs 53, Wagennummer 329 903. Die Wagen sind als Bausatz und als Fertigmodell erhältlich. Irgendwann soll es auch ein neu entwickeltes Krüger-Fahrwerk geben.

 

Informationen dieser Seite kommen u.a. von:
Stefan Carstens, Ludger Hanke, Axel Hessler, Helmut Küpers, Carsten Möller, Thorsten Petschallies, Thomas Rasfeld, Andreas Stüber, Uli Theinl, Andreas Wolter

 

Ergänzungen und Hinweise erwünscht!

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