Die Krupp Industriedampflok Typ „Knapsack“
Von Martin Klinger www.makette.de gibt es einen interessanten Umbausatz für eine Krupp Industriedampflok vom Typ Knapsack. Es handelt sich um ein Resingehäuse passend zum Fahrwerk einer GFN 89.
Das Vorbild:
Schon vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Krupp standardisierte Loks nach einer Art Baukastensystem im Programm. Ende der 1940er Jahre wurden die bewährten Bauserien unter Berücksichtigung des technischen Fortschrittes vor allem im Bereich der Schweißtechnik neu aufgelegt. Die Formen wurden glatter und runder, Nieten gab es nur noch wenige. So entstanden für die damalige zeit recht moderne Loks.
Die „Knapsack“ stammt aus dem Nachkriegs-Typenprogramm von Krupp in Essen. Sie ist eine normalspurige Naßdampftenderlok Bauart C n2t. Sie hat eine Höchsteschwindigkeit von 45 Km/h und eine leistung von 400 PS. Ihr Name stammt von einem Einzelstück, welches bereits im Jahre 1935 an die „AG für Stickstoffdünger“ in Hürth-Knapsack geliefert wurde. Man kann sie als die leichte Variante der in größerer Stückzahl gefertigten „Hannibal“ sehen. Zur Unterscheidung der fast gleich aussehenden Loks: Die Hannibal hat nach vorne abgeschrägte Wasserkästen, die Knapsack degegen gerade.
Es gab drei Baulose zu je fünf Maschinen. Das erste Baulos hatte noch Führerhäuser und Domaufbauten ähnlich der Vorkriegsmaschienen. Das zweite und dritte Baulos hatte Führerhäuser und Dome mit gerundeten Kanten. Die Kohlenkästen wurden je nach besteller unterschiedlich ausgeführt, teilweise auch später angepaßt.
Die Knapsack ist für den Verschubdienst von Industrie- und Anschlußbahnen und den Übergabedienst zur Staatsbahn konzipiert worden. Insgesamt wurden 15 Stück dieser interessanten Type gebaut. Zwölf Maschinen wurden von 1949 -1961 an acht verschiedene Werkbahnen in Deutschland geliefert, drei weitere wurden 1953 und 1960 in die Türkei verkauft.
- Spurweite 1435 mm
- Länge über Puffer 9275 mm
- Leergewicht 32,5t
- Vmax 45Km/h
- Wasservorrat 5 m3
- Höhe 4000 mm
- Achsstand 3000 mm
- Dienstgewicht 43,0 t
- Leistung 400 PS
- Kohlevorrat 2,0 t
- kleinster befahrbarer Radius 80 m
- Achslast 14,3 t
- Treibraddurchmesser 1100 mm
- Die wichtigsten technischen Daten der Knapsack:
Die Lebensläufe der Lokomotiven
Der Namensgeber:
Krupp 1501/1935 Knapsack Cn2t
14.08.1935 für Stickstoffindustrie, Hürth-Knapsack, Köln-Kendenich „9“
=> AG für Stickstoffdünger, Knapsack „9“ (vermutlich falsche Angabe: 1937 geliefert an Gewerkschaft Auguste Victoria, Marl-Hüls als Lok VII)
1962 verschrottet
Die 15 Serienloks:
Krupp 2821/1949 Knapsack Cn2t
22.11.1949 Zeche Niederrhein I/II/V, Neukirchen-Vluyn „NBAG IV“
Denkmal, Wanne-Herner Eisenbahn und Hafen GmbH, Herne „IV“
03.2001 Privat Lüdersdorf (Dampflokfreunde Salzwedel)
Lok ist erhalten!
Krupp 2822/1951 Knapsack Cn2t
05.05.1951 Industriebahn Zons-Nievenheim „NIEVENHEIM“
1967 ausgemustert
03.03.1969 verschrottet
Krupp 2823/1950 Knapsack Cn2t
22.12.1950 Wasag Chemie AG Werk Sythen-Haltern
verschrottet
Krupp 2824/1951 Knapsack Cn2t
16.05.1951 Kali-Chemie AG, Sehnde bei Hannover „3“
Kali-Chemie AG, Werk Nienburg
1974 Verein Verkehrsamateure & Museumseisenbahn VVM, Hamburg „1“
1990 Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahnfreunde „1“
Lok ist erhalten! www.dhef.de
Krupp 2825/1951 Knapsack Cn2t
01.09.1951 Theodor Wuppermann GmbH, Schlebusch „4“, 1981+
1982 Eisenbahnfreunde Oberberg e.V. EFO, Dieringhausen „THEO 4“
Lok ist erhalten! www.eisenbahnmuseum-dieringhausen.de
Krupp 3113/1953 Knapsack Cn2t
26.08.1953 Städtische Hafenverwaltung, Hannover „10“ Hafenbahn Hannover Linden
1968 WLH
1969 Ruhrkohle AG RAG, Zeche Niederrhein I/II/V, Neukirchen-Vluyn „NBAG III´´
1976 Museumsbahn Aschaffenburg „10“ EF Aschaffenburg Kahl am Main
1978 Eisenbahnfreunde Zollernbahn EFZ, Balingen „10“
1992 EUROVAPOR, Kandertal „10“ Kandertalbahn
2000 Westfälische Almetalbahn GmbH WAB, Altenbeken „10“
2001 Klützer Ostsee-Eisenbahn KOE, Klütz „10“, Eigentum DP Deutsche Privatbahn GmbH, im Juli 2002 dort im Einsatz
2003 EBG, Altenbeken (Lok steht seit 01/2007 zum Verkauf)
Lok ist erhalten!
neue Nummer ist jetzt 90 80 8000 010-6 D-WAB
Die Angaben zu dieser Lok sind ab 2000 widersprüchlich. Aktueller Status unbekannt.
2015 neue Informationen: Der belgische Verein TSP hat die Lok gekauft und per Tieflader im September von Berlin nach Schaarbeek gebracht. Man plant eine betriebsfähige Aufarbeitung zu 2017. Die Seite des TSP.
Krupp 3114/1953 Knapsack Cn2t
24.10.1953 Industriebahn Zons Nievenheim Lok „ZONS“
1960 Westdeutscher Bahn- und Baubedarf WBB, Hattingen
1965 Eschweiler Bergwerksverein EBV, Grube Emil Mayrisch, Siersdorf „1´´“
1993 Westfälisches Industriemuseum WIM, Dortmund-Bövinghausen „1“
Lok ist erhalten!
Krupp 3115/1953 Knapsack Cn2t
24.09.1953 Türkiye Seker Fabrikalari, Ankara, für Zuckerfabrik Amasya, Suluova/TR
unklar – wurde Lok aus Türkei zurückgeführt?
(1974) NBAG Lok 3, belegt durch Foto Martin Welzel
fraglich, da 1988 als im Einsatz in Amasya geführt (Werner Willhaus in Lok Magazin Heft 153)
Krupp 3116/1954 Knapsack Cn2t
10.01.1954 Rheinisch-Westfälische Kalkwerke, Dornap, für Werk Hönnetal „85“
verschrottet
Krupp 3117/1953 Knapsack Cn2t
27.06.1956 Zeche Niederrhein I/II/V, Neukirchen-Vluyn „NBAG V“
Ruhrkohle AG RAG, Zeche Niederrhein I/II/V = Niederberg, Neukirchen-Vluyn „NBAG V“
verschrottet
Krupp 3431/1955 Knapsack Cn2t
02.11.1955 Rheinisch-Westfälisch Kalkwerke, Dornap, Werk Hönnetal „86“
verschrottet
Krupp 3432/1958 Knapsack Cn2t
07.08.1958 Klöckner Bergbau, Königsborn, Zeche Königsborn 3/4, Bönen-Altenbögge „6“ „1“
Klöckner Bergbau, Königsborn, Zeche Königsborn 3/4, Bönen-Altenbögge „6“ „1“
.09.1969 Ruhrkohle AG RAG, Zeche Niederrhein I/II/V = Niederberg, Neukirchen-Vluyn „NBAG II“
197x verschrottet
Krupp 3433/1960 Knapsack Cn2t
24.05.1960 Türkiye Seker Fabrikalari, Ankara, für Keykubat/Türkei
1988 im Einsatz in Kayserie (Werner Willhaus in Lok Magazin Heft 153)
Krupp 3434/1960 Knapsack Cn2t
24.05.1960 Türkiye Seker Fabrikalari, Ankara, für Sincan/Türkei
.10.1978 ausgemustert
widersprüchlich: 1988 im Einsatz in Ankara-Etmesgut (Werner Willhaus in Lok Magazin Heft 153)
Krupp 3435/1961 Knapsack Cn2t
28.07.1961 Zeche Niederrhein I/II/V, Neukirchen-Vluyn „NBAG VII“
Ruhrkohle AG RAG, BAG Zeche Niederrhein IV = Niederberg, Neukirchen-Vluyn „D-400“
.06.1976 Bergbau AG Lippe, Gladbeck RAG „760-C“ (Museumslok)
2000 Verein zur Erhaltung der Hespertalbahn e.V., Essen-Kupferdreh „VIII“ HTB 8
Lok ist erhalten! www.hespertalbahn.de
Das Modell
Von Makette www.makette.de gibt es einen Umbausatz. Unter der Nummer 001 erhält man für 80€ einen ungewöhnlichen Umbausatz. Es handelt sich um einen Gehäusebausatz aus Resinguß mit Ätz- und Weißmetallteilen. Als Fahrwerk wird die Trix BR 80 oder die Fleischmann BR 89 empfohlen. Es liegen reichlich Beschriftungen als Ätzschilder und Schiebebilder bei. Es sollen unterschiedliche Kohlenbunker zur Auswahl stehen – leider liegt ein überdimensionaler Kohlenhaufen auf dem Kohlenkasten. Dies ist wegen der Motor- und Zahnradanordnung der Industriefahrwerke nicht anders möglich. Man kann also den Kohlenbunker so lassen oder ein beiliegendes Ätzteil verwenden.
Hier ist die fertige Knapsack zu sehen, die Bilder stammen mit freundlicher Genehmigung von Martin Klinger www.makette.de
Die hauptsächliche Schwäche liegt im nicht ganz zum Vorbild passenden Fahrwerk. Hier mußte Makette auf ein vorhandenes Industriefahrwerk zurückgreifen, um die Kosten für den Umbausatz in einem gewissen Rahmen zu halten.
Die angespritzten Leitungen kann man entfernen und ersetzen – wenn man möchte. Hier sind die individuellen Spielräume sehr groß, wie bei jedem Bausatz. Der Bausatz hat ein wirklich gutes Preis-Leistungs Verhältnis. Hier ist das Gehäuse unbearbeitet zu sehen.
Die Modelle:
Hier möchte ich von den Erfahrungen meiner FREMO-Kollegen mit dem Bausatz berichten.
Andreas (ABoe)
Ja, die Knapsack ist eine echte Baustelle. Die Frage ist ja eigentlich die: Ist eine 100%ige Umsetzung wirklich notwendig? Ich betrachte die Modellbahn ja nicht aus 30cm Entfernung, sondern eher aus 1m. Sehen wir da noch jedes Milimeterdetail – oder ist dann die Optik so auf das Ganze fixiert, das der Eindruck, in den richtigen Proportionen, rüberkommen soll?
Ich habe über das Fahrwerk lange nachgedacht und werde das GFN-Fahrwerk auf RP25 abgedreht und mit Faulhi von sb weiterverwenden. Der Einsatz von Weinert-Teilen ist angedacht (Leitungen vor allem, Dachhaken, etc.), evtl. Beleuchtung in MS-Gußlampen. Pufferbohle etc. müßte gemacht werden, aber dafür fehlt mir a) die Zeit und b) die notwendige Technik.
Den Kohlenkastenaufsatz habe ich entfernt. Tritte vertiefen ist gut, sieht besser aus. Wenn eine „richtige“ Knapsack oder Hannibal gebraucht wird, ja, dann bleibt nur der komplette Eigenbau. Aber da baut man nur 1 Lok in 5 Jahren… Oder einer der wirklichen Kleinserienhersteller erbarmt sich (aber das ist m. E. hoffnungslos). Ich kann also ganz gut mit Kompromissen leben, mache nur das, was ich auch gut kann.
Harald (HKie)
Meine Knapsack wartet noch auf den Zusammenbau.
Thomas-Steffen (TLan)
Ich habe mal eine Knapsack gebaut. Das Ergebnis kann schon aufgrund der Bausatzqualität nicht mit höherwertigen Produkten mithalten. Vor allem der Bereich Kohlenkasten ist gräßlich. Ich habe aus den beiliegenden Neusilberteilen einen Aufsatz gebaut. Aber es gibt eben nur diesen Bausatz.
Jochen (JLei)
Ich habe das Fahrwerk der Fleischmann 89 ausgewählt. Dieses ist eine antriebstechnische Katastrophe, es hat eben den alten Rundmotor. Das Fahrwerk hat dann Holger Gräler mit neuen Radsätzen und einem Glockenankermotor ausgestattet. Die Gegengewichte wurden aufwändig geändert.
Holgers Werkstatt bietet hier ein hervorragendes Verhältnis zwischen Preis und Leistung.
Frank (FWie)
Ich habe auch einen Knapsack-Bausatz liegen. Das GFN-Fahrwerk hat mir Holger Gräler schon umgebaut, ansonsten ist mit dem Bausatz noch nichts passiert. So wie ich das sehe, werde ich auch den Kohlenkastenaufsatz umbauen und einige der Bausatzteile durch Weinert-Teile ersetzen. Jochens Idee, die Kuppelstangen umzudrehen, gefällt mir, ich denke, das mache ich auch so.
Thomas (TSie)
Die Pufferbohle wurde verschlossen und verspachtelt. Die Kupplung ist eine FREMO-Entwicklung von MWei aus Hamburg. Die Sockelplatten, Federpuffer und Bremsschläuche kommen von Weinert. Die Loklaternen sind von Weinert, sie wurden durchbohrt und mit warmweißen LED ausgestattet.
Kann ein Roco Fahrwerk der BR 80 verwendet werden?
Holger Gräler rät von der Verwendung eines Roco-Fahrwerkes ab: Der Motor ist zu groß, sehr schlechte Fahreigenschaften auch mit neuem Motor, Originalräder zu klein.
Bei ersten Paßproben gefiel mir der bereich der Pufferbohle absolut nicht. Natürlich mußte Martin Klinger hier Rücksicht auf das adaptierte GFN-Fahrwerk nehmen. Es dauerte nicht lange, und ich hatte einen Rest Ätzblech vor die Pufferbohle gehalten, etwas geschliffen, und war der Meinung daß da noch etwas geht……
Hier ist das Ergebnis zu sehen – ein Ätzteilesatz für den Makette-Bausatz:
Komplett neue Pufferbohlen vorne und hinten in der häufigeren runden Ausführung vorne. Hinten komplett neue Werkzeugkästen, das Makette-Gehäuse muß entsprechen gekürzt werden. Zusätzlich (optional) Stromleitungen mit Steckdosen vorn und hinten. Der Nietenstreifen kommt vorn an die Oberkante der Pufferbohle. Wer mag, kann die Sockelplatten verwenden, die von Weinert passen natürlich auch. Die Pufferlöcher ahben einen Durchmesser von 2.2mm, die (runde) Öffnung für den Kupplungshaken ist passend für den Weinert Kupplungsflansch „groß“. Die Löcher für die Bremsschläuche sind ebenfalls passend für die entsprechenden Weinert-Teile.
Dieser Ätzteilesatz wird nur in sehr geringer Auflage erhältlich sein. Ich halte die Knapsack eher für ein Randthema. Bitte habt Verständnis, wenn es etwas dauern kann. Um bei der Montage des Ätzteilesatzes das Gehäuse abnehmbar zu behalten, empfiehlt es sich die Löcher für die Federpuffer als Einkerbungen auszuführen. Also so, daß die nach innen reichenden Federpuffer im GFN-Rahmen nach oben frei heraus können.
Benjamin (BFra)
Erste Fotos einer angebauten Pufferbohle hat Benjamin geschickt. Macht einen guten Eindruck. Er hat die Werkzeugkästen allerdings nicht am Makette-Gehäuse entfernt, sondern einfach die neue Pufferbohle an den Stirnseiten aufgeklebt. Das hatte ich so nicht vorgesehen, geht aber wie man sieht auch gut.
Und ein paar Tage später sieht die Knapsack von Benjamin schon ganz anders aus.
Wer hier Fotos seiner umgebauten Modelle sehen möchte, nur zu, schickt mir Bilder!
Quellenangaben:
- Willhaus, Werner: Die Knapsack. LOK-Magazin Nr. 153. Franckh´sche Verlagshandlung, Stuttgart 1988
- Willhaus, Werner: EFZ Lok 10 und die anderen Lokomotiven vom Typ Knapsack. – Ballingen: 1981
- Internetseite www.werkbahn.de von Jens Merte
- Internetseite www.makette.de von Martin Klinger
- Erfahrungen von FREMO-MitgliedernEigene Vermessungen und Fotos.